Theater Musik Spezial
Das neue Leben
Frei nach Dante Alighieri, Meat Loaf und Britney Spears
Und jetzt stellen wir uns vor: Wir sind neun Jahre alt und treffen die Liebe unseres Lebens. Wir treffen sie nicht wirklich, es ist nur ein Blick. Aber wir sind wie geblendet. Mit 18 sehen wir sie wieder: ein Gruss (kein Kuss) von ihr, von weit weg. Und eigentlich war es das auch schon. Kein Wort, kein Kontakt. Doch unser ganzes Leben werden wir dieser Liebe widmen.
Dann geht es uns wie Dante Alighieri. Ein Italiener, einer der grössten Schriftsteller Europas aller Zeiten; im Jahr 2021 jährt sich sein Todestag zum 700. Mal. Aber das ist jetzt erst einmal zweitrangig. Versetzen wir uns in seine Lage, seine und die seiner Angebeteten. Beatrice! Scheu bleibt er auf Distanz. Denn sobald er sich ihr nähert, verliert er die Fassung und wird ausgelacht. Er täuscht sogar andere Beziehungen vor, um seine wahre Liebe zu vertuschen. Das macht es am Ende nur schlimmer. Als die Pest wütet und Beatrice jung verstirbt, hat er nichts erreicht – ausser einem Stapel glühender Liebesgedichte und Liebeslieder. Was nützt die Liebe in Gedanken? Viel! Wie in einem Tagebuch bündelt Dante in «Das neue Leben» seine Erlebnisse, Träume, spirituelle Zahlenmystik und vor allem seine jugendliche Liebeslyrik, die er für das Publikum wie Schulgedichte interpretiert, um sicherzugehen, dass auch ja alle ihn verstehen. Für Dante beginnt ein neues Leben durch innere Erneuerung. Sein Werk steht auch dafür, wie Dichtung durch Liebe inspiriert wird. Am Ende steht ein Wunsch: Dante will Beatrice wiedersehen. Und hierfür schreibt er, rund 20 Jahre später, sein Jahrtausendwerk: «Die göttliche Komödie». Ein Ritt durch Hölle und Fegefeuer bis ins Paradies – wo er Beatrice wieder trifft. Und zum ersten Mal mit ihr spricht. Auf Erden nicht möglich, im fiktiven Himmel schon.
Die Hoffnung auf eine zweite Chance hat jeder und jeder schon einmal verspürt. Auf einen Neuanfang. Wie macht man das eigentlich, fragt sich Regisseur Christopher Rüping bei seiner ersten Arbeit am Schauspielhaus Bochum. Seine Inszenierungen sind ebenso zarte wie überschwängliche Abende, in denen die Spielenden sich und dem Publikum frei begegnen können und die ihn zu einem der prägenden Regisseur*innen im deutschsprachigen Theater gemacht haben. Mit dem Ensemble begibt er sich auf eine Erkundungsreise durch Dantes Liebeswelt und die seiner popkulturellen Erben, von Meat Loaf bis Britney Spears. Love is all. Zusammen fragen wir uns auch nach dieser langen Zeit verhinderter zwischenmenschlicher Begegnungen: Was kann das neue Leben sein, wenn das alte nicht mehr möglich ist? Wie fangen wir neu an? Where do we all go from here? Beatrice weiss vielleicht eine Antwort.
Regie: Christopher Rüping
Mit: William Cooper , Viviane De Muynck , Anna Drexler , Damian Rebgetz , Anne Rietmeijer
Bühne: Peter Baur
Kostüm: Lene Schwind
Musik: Jonas Holle
Klavierarrangements: Paul Hankinson
Lichtdesign: Bernd Felder
Dramaturgie: Vasco Boenisch
Regieassistenz: Linda Hecker
Konstruktion: Anja Lawrenz
Bühnenbildassistenz: Lan Anh Pham
Kostümassistenz: Lasha Iashvili
FSJ Kostüm: Jule Reichenbach
Sprachcoaching: Roswitha Dierck
Soufflage: Dr. Arian Schill
Inspizienz: Jonas Kissel
Regiehospitanz: Rasmus Geyer
- 130 Minuten, ohne Pause
- Sprache: Deutsch, Englisch
Übertitel: Deutsch, Englisch - CHF 28.– / 42.– / *15.–
-
Tickets
Do, 06.06.2024
19.30 Uhr