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Im Gespräch mit Käthi Bundi

07.02.2021 — von Monica Glisenti

Frau Bundi, erinnern Sie sich an den 7. Februar 1971?

Es war ein Freudentag, ein historischer Tag. Damals sagten die Männer endlich ja zum Frauenstimm- und Wahlrecht. Es brauchte mehrere Anläufe, obwohl das Recht, sich an der Politik zu beteiligen, doch ein Grundrecht ist und selbstverständlich sein sollte. Persönlich stand ich damals kurz vor der Geburt meiner Zwillinge.

Die Schweiz war eines der letzten Länder, die das Frauenstimmrecht eingeführt hat.

Aus heutiger Sicht wirkt das komisch. Aber vergessen wir nicht: Es dauerte weitere zehn Jahre, bis die Gleichstellung von Mann und Frau in der Verfassung verankert wurde. Ich erinnere mich auch noch gut an die Abstimmung über das neue Eherecht 1985. Bis dann konnten die Männer in einer Ehe allein über alles Finanzielle entscheiden oder ob eine Frau berufstätig sein durfte oder nicht. Die SVP bekämpfte das Gesetz. Viele der Frauen, die sich für ein Ja einsetzten, wurden verunglimpft.

Noch unglaublicher ist, dass die Männer im Kanton Appenzell Innerhoden auch zwanzig Jahre später an der Landgemeinde den Frauen das Stimmrecht immer noch verweigern wollten.

Zum Glück entschied ein paar Monate später das Bundesgericht, dass Appenzell Innerhoden damit gegen die Verfassung verstösst. Es sorgte dafür, dass die Appenzeller Frauen die ihnen zustehenden Rechte erhielten.

Käthi Bundi (85) lebt seit 56 Jahren in Chur. Sie ist in Felsberg aufgwachsen, wo sie als junge Frau Martin Bundi kennenlernte, der dort als Sekundarlehrer arbeitete. Sie zog mit ihm zunächst ins Unterland, wo der SP-Politiker in Zürich das Doktorat in Geschichte erwarb. Die beiden haben 1961 geheiratet und fünf Kinder. Martin Bundi ist am 1. Januar dieses Jahres verstorben. Er war von 1975 bis 1995 für den Kanton Graubünden im Nationalrat.