Theater Chur

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Für die ganze Familie

12.11.2020 — von Petra Fischer

Heranwachsende und Erwachsene leben in derselben Welt. Doch der Alltag mit Beruf, Schule, Hobbies, Ehrenämtern trennt uns oft. Das Theater ist einer der Orte, wo verschiedene Alters- und damit Erfahrungsgruppen zusammenkommen. Wie überraschend kann es sein zu merken, dass ein Zuschauer es überhaupt nicht lustig findet, worüber sich ein anderer ausschüttet vor Lachen. Oder zu sehen, dass eine Zuschauerin an den Lippen der Schauspielerin hängt, dem Kind daneben aber viel wichtiger ist zu wissen, wie das mit den vielen Scheinwerfern funktioniert.

Die gemeinschaftsbildende Kraft des Theaters zu stärken, ist ein Ziel unserer Arbeit. Wir wollen verschiedensten Menschen aller Generationen den Begegnungsort Theater öffnen und Zugänge dazu schaffen. Wir wünschen uns, Kindern, Erwachsenen und Jugendlichen unterschiedlichster sozialer und kultureller Herkunft für ihren manchmal auch komplizierten Alltag, Anregung und Unterhaltung zu bieten. Dazu haben wir Inszenierungen eingeladen, die über den Alltag hinausgehen und unterschiedliche Sichtweisen auf unsere Welt einnehmen. Die Geschichten fangen im Hier und Jetzt an und führen auch wieder dorthin. Unterwegs aber sammelt man Erfahrungen, die so im täglichen Leben nicht oder noch nicht möglich sind. Gefahrvolles, Kompliziertes und Unsicheres wird dabei nicht ausgeblendet oder vereinfacht. Personen, die ins Abseits gedrängt wurden, Geschehnisse, die im Verborgenen liegen, werden durch die Bühne öffentlich. In individuellen künstlerischen Umsetzungen wird erlebbar, was Autor*innen, Regisseur*innen, Schauspieler*innen, Musiker*innen, Bühnenbildner*innen auf der Seele brennt. Damit dieser Funke in den Zuschauerraum überspringt und das Publikum berührt und verführt wird, braucht es die Magie des Theaters.
Räume können dabei neu zu einer Bühne werden, wo Geschichten erst entstehen, wenn das Publikum zu Gast ist. So schlagen mit «Gasthaus der Zerbrechlichen» gleich in den ersten Wochen der neuen Spielzeit Wesen einer etwas anderen Welt von der St. Galler Künstlerin Kathrin Rieser ihre Zelte im Theater Chur auf. An verschiedenen Tagen und zu wechselnden Uhrzeiten freuen sie sich auf Besuch von Jung und Alt, Gross und Klein.
Beim «Uhu Experiment» der Zürcher Gruppe Mandarina&Co verläuft jeder Nachmittag oder Abend anders. Sind doch Kinder und Erwachsene zusammen mit den Schauspieler*innen aktiv am Verlauf der Theatervorstellung beteiligt. Es gibt keine Trennung zwischen Bühne und Zuschauersaal. Die gesamte Bühnenfläche bietet zunächst allen einen Platz, um über Kopfhörer in Geschichten einzutauchen und dann über Lügen und Wahrheit(en) miteinander zu experimentieren.
Die Geschichte von Mira, ihren Eltern und Schulkolleg*innen in «Für immer und nie» hat zwar der Autor Andri Beyeler erfunden und aufgeschrieben. Doch indem sie auf der Bühne auch tanzend erzählt wird, entstehen in den Köpfen des Publikums eigene Geschichten vom Sichfinden, Zusammensein, Sichverlieren und Neufinden.
Diese und andere Gedankenausflüge teilen wir im Theater jeweils mit anderen. Dass jede*r dabei eine etwas andere Sicht hat, schafft den Boden für spätere Gespräche und Erinnerungen. Das verbindet. Im Theaterfoyer sind Jugendliche noch irritiert über die gleichzeitige Anwesenheit von Älteren, denen ihrerseits die Frage ins Gesicht geschrieben steht, was die Jungen hier wohl wollen und ob diese Tickets für dieselbe Vorstellung haben wie sie selbst. Für zumindest die Zeitdauer einer Aufführung wird dann diese einmalige Gemeinschaft erlebbar.

Weitere Stücke für Familien finden Sie auf userer Programmseite unter Junges Publikum.